Klappentext:
Sie war zur Königin bestimmt und wird als Ascheprinzessin verhöhnt.
Doch Theodosia von Astrea lebt und mit ihr die Hoffnung, eines Tages zurückzuholen, was ihr zusteht: Ihr Reich, ihre Krone, den Thron.
Meine Meinung:
„Ash Princess“ bestimmt seit einigen Wochen die Literaturwelt. So zumindest kommt es mir vor, denn egal, wo ich auch hinschaue, dieses Buch wird angepriesen und vorgestellt. Das spannende und düstere Cover und der machtvolle Klappentext haben mich schließlich dazu bewogen, mir das Buch genauer anzuschauen.
Gleich auf den allerersten Seiten wird die Stimmung dieser Welt, in der Theodosia (Theo) lebt, klar. Sie ist düster, voller Leid und Opfer, die nicht nur die Ascheprinzessin, sondern ihr ganzes Volk bringen muss. Die Ermordung von Theos Mutter, der Königin von Astrea, bestimmt den Auftakt dieses Buches.
Theo, die uns durch ihre Geschichte führt, hat überlebt und sitzt seitdem in einem goldenen Käfig am Hof des neuen Königs. Des Mannes, der mit seinen Generälen Theos Volk quält und umbringt. Doch damit nicht genug: Während die Astreaner in den Minen schuften und als Sklaven gehalten werden, wird Theo, die eigentliche Königin, verspottet und für all das bestraft, was ihr Volk tut. Peitschenhiebe und Aschekronen sind an der Tagesordnung.
Von Anfang an wird klar, dass Theo – deren neuer Name Lady Thora ist – keineswegs gebrochen wurde. Ihr Wille ist noch da, ihre Kraft muss sie aber erst wiederfinden. Als sie am Hof des Königs zu einer unmenschlichen Tat gezwungen wird, regt sich ihr Widerstandsgeist und bringt die eigentliche Königin immer mehr zum Vorschein.
Relativ schnell wird man die Welt, in der Theo lebt, eingeführt: Es gibt ihr Volk, die Astreaner und auf der anderen Seite die Kalovaxianer, jenes Volk, das den Astreaner ihr Reich nahm. Während die Astreaner Magie wirken können und an vier Götter (Wasser, Feuer, Erde, Luft) glauben, so ist dieses Privileg den Kalovaxianern nicht vergönnt.
Die Kalovaxianer unterwerfen immer mehr Länder und ermorden deren eigentlichen Könige. Dass Theo noch immer in dem alten Palast ihrer Mutter, der nun der neue Palast des Kaisers ist, leben muss, erschien mir wie eine tägliche Strafe.
Schnell lernt man auch Prinz Søren, Cressentia und Blaise kennen. Der Prinz, der eine Schwäche für Theo zu haben scheint, Cressentia, ihre beste Freundin und Blaise, ein junger Mann aus Kindertagen, der ihr hilft, einen Plan auszuarbeiten, der sie aus dem Palast bringen soll.
Prinz Søren erscheint manchmal als eines dieser Klischees: Ein junger Prinz, der die Gräueltaten seines Vaters nicht gutheißt und die Rebellin retten will. Dann aber konnte er mich wieder mit irgendeiner Handlung überraschen. Nur zum Ende hin hätte ich mir von ihm etwas mehr Stärke gewünscht. Ich hoffe, dass wir noch so einiges von ihm lesen werden.
Blaise, praktisch der Gegenspieler von Prinz Søren, weckt in Theo schon fast vergessene Erinnerungen. Die beiden kennen sich seit Ewigkeiten und sind gemeinsam am Hof von Theos Mutter aufgewachsen. Während man von Theo über das Leben am Hofe aufgeklärt wird und erfährt, wie ihr tägliches Leid aussah, so lernt man von Blaise über das Leben der anderen Astreaner mehr kennen. Durch Theo und Blaise werden die Opfer, die die Astreaner seit dem Einfall der Kalovaxianer bringen mussten, deutlich und es vergeht keine Seite, bei der man den Verlust und die Gewalt nicht spüren kann.
Cressentia ist die Protagonistin, die mich schlussendlich am meisten fesseln und überraschen konnten. Ich hielt sie – genau wie Theo anfangs – für ein unbeschwertes, naives und oberflächliches Mädchen, das davon träumt, Prinzessin zu werden. Ich möchte nicht zu viel verraten, aber ihre Charakterentwicklung fand ich überaus stark. Bitte mehr davon!
Mit dem Lauf der Geschichte entwickelt sich auch Theo immer mehr. Am Anfang kreisen ihre Gedanken noch stets darum, wie sie am besten an dem Hof überleben kann. Sie denkt darüber nach, was sie sagen soll und was nicht, während im Hintergrund der Hass und die Rachegelüste schwelen. Mit dem Zusammentreffen von Blaise wächst Theo und streift immer mehr und mehr den unscheinbaren Charakter von Lady Thora ab. Allerdings behält sie sich in der ganzen Zeit ihre Menschlichkeit bei: Sie macht Fehler, sie zweifelt, sie nimmt ihr Herz wahr. Das macht sie zu einer starken Protagonistin.
Im Moment bin ich mir noch nicht ganz sicher, wie Theo ihr Land und ihr Volk retten will. Es gibt am Ende wirklich viele offene Rechnungen und ich bin gespannt zu sehen, ob sie ihr Schicksal annehmen kann und die Stärke beweist, die eine Königin in dieser Zeit braucht.
Lesen, wenn: Ihr auf düstere Protagonisten und starke Welten steht.
Nicht lesen, wenn: Ihr keine Lust auf eine Welt habt, die sich erst wieder aufbauen muss. Und wenn euch Rache- und Mordgedanken abschrecken.