Klappentext:
Eine einzige Nacht genügt, und Olive Hendersons Leben liegt in Scherben. Nach einem verheerenden Brand im Internat zwingen ihre schweren Verletzungen sie, das Schuljahr zu wiederholen – ganz ohne ihre Freund:innen, die gemeinsam in die Abschlussklasse starten. Ebenfalls neu in ihrer Stufe und fest entschlossen, alles an der DUNBRIDGE ACADEMY zu hassen: Colin Fantino. Der New Yorker wäre überall lieber als in seinem schottischen Exil. Doch Olive blickt hinter seine Fassade und fühlt sich mit jedem Riss in Colins harter Schale mehr zu ihm hingezogen. Bis sie den wahren Grund für seinen Schulwechsel erfährt …
Meine Meinung:
Ein letztes Mal sollte es zur Dunbridge Academy gehen. Und nachdem das Ende des zweiten Bandes bereits angedeutet hat, welche Tragödie die Academy erschüttert, war ich mehr als neugierig!
Achtung! Diese Rezension enthält Spoiler zu den vorherigen Bänden!
Zur Dunbridge zurückzukehren, fühlt sich an, wie nach Hause zu kommen. Genauso geht es auch Olive, die nach dem schweren Feuer an der Dunbridge lange im Krankenhaus lag. Sie hat mehrere schwere Operationen über sich ergehen lassen und muss nun durch strenge Physio erst lernen, wieder zu Kräften zu kommen. Dass das Feuer ihr die Chance auf eine Profikarriere als Sportlerin genommen hat, schmerzt Olive mehr, als es ihre Verletzungen tun.
Zurück an der Dunbridge muss sie auch noch erfahren, dass sie das letzte Schuljahr wiederholen soll. Für Olive bricht erneut alles zusammen, denn nur die Aussicht, gemeinsam mit ihren Freund*innen den Abschluss zu machen, hat sie durchhalten lassen. Daher fasst Olive einen eignen Plan, wie sie wieder in die Abschlussklasse kommt, während sie sich bemüht, sich wieder einen Alltag an der Dunbridge aufzubauen.
Neu in ihrem Alltag ist Colin Fantino. Colin kommt mitten im Schuljahr an die Dunbridge, was ein verlässlicher Hinweis darauf ist, dass er irgendeinen Mist gebaut haben muss, um dorthin geschickt zu werden. Und damit liegt man auch ganz richtig, denn Colin kommt aus New York und hat wahrscheinlich dafür gesorgt, dass die Turnhalle seiner alten Schule abgebrannt ist. Es war ein Versehen, denn eigentlich wollte Colin sich „nur“ selbst verletzen.
So treffen Colin und Olive aufeinander und erkennen aneinander, dass irgendetwas in dem jeweils anderen zerbrochen ist. Und während Colin versucht, herauszufinden, was er tun kann, damit er so schnell wie möglich von der Dunbridge verschwinden, muss Olive sich ihren eigenen Albträumen und Ängsten stellen.
Olive kannte man schon aus den vorangegangen Bänden als enge Freundin von Grace und Tori, die nicht unbedingt gut damit klarkam, als Emma in ihr Leben stolperte und dann auch noch mit Henry zusammenkam. Dass Olives Eltern auch noch Geheimnisse voreinander haben und sie da mit hineinziehen, hat dafür gesorgt, dass Olive auch noch fast ihre Freundschaft zu Tori verloren hat. Daher fand ich sie nicht unbedingt besonders sympathisch und war ein wenig skeptisch, ob Olive mich für sich würde einnehmen können. Doch das ist ihr bereits nach wenigen Seiten ganz wunderbar gelungen.
Olive ist stur, hat das Gefühl, alles eine schaffen zu müssen und kann sich nur schwer von ihren einstigen Träumen lösen. Ihre Angst und ihre Wut auf die Dinge, die geschehen sind, kamen mir so echt vor und ich konnte sie gut nachvollziehen. Aber ebenso spannend und natürlich war es, wie Olive sich zurück ins Leben kämpft und entscheidet, wer sie eigentlich genau sein will.
Colin hat mich auf jeden Fall auch bereits nach den ersten Seiten sehr interessiert. Er ist anders als die Dunbridge-Boys und wirkt ein wenig rauer und härter. Dabei hat er noch größere Probleme als so einige andere und hat einen unglaublich dicken Panzer aufgebaut, um sich zu schützen und vor sich selbst zu rechtfertigen. Doch sein Gewissen und sein Drang, doch ein guter Mensch zu sein, zeichnen ihn immer mehr aus und auch seine Entwicklung hat mir gut gefallen.
Es fühlt sich beinahe unwirklich an, die Dunbridge nun zu verlassen. Ich weiß nicht, wie Sarah Sprinz das geschafft hat, aber ich habe mich der Academy bereits nach dem ersten Band unglaublich verbunden gefühlt. Ich liebe alles an diesem Ort – von der Akademie selbst, dann Ebbrington, dem Morgenlauf und den Mitternachtspartys. Die Leute dort erscheinen mir wie eine eigene kleine Familie, die mich zumindest zeitweise aufgenommen hat.
Mit „Anytime“ gelingt der Autorin ein würdiger Abschluss dieser Reihe und storytechnisch ist es sogar mein Lieblingsteil. Die Protagonist*innen haben wunderbar harmoniert, mich zum Lachen gebracht und mich ein ums andere Mal den Kopf schütteln lassen. Es war mir eine Freude, Henry, Emma, Tori, Sinclair, Colin und Olive kennenzulernen!
Lesen, wenn: Ihr an die Dunbridge zurückkehren wollt, um herauszufinden, wie Wut und Angst ein Leben beeinflussen können.
Nicht lesen, wenn: Ihr keine Lust auf eine coole Internatsgeschichte habt.